Krank als Selbstständiger: „Ich bin dann mal … weg?“

Ich bin von Herzen gerne selbstständig und es gibt auch keinen Grund, warum ich mir mein Angestelltenverhältnis zurückwünschen würde. Außer diesem einen. Wenn ich morgens aufwache und nichts mehr geht: Kopf dicht, Nase dicht, Husten und Fieber. Krank als Selbstständiger – nah wunderbar!
Wie großartig muss es sein, wenn man dann einfach in der Agentur anrufen kann und sich krank meldet. Vielleicht ist „einfach“ nicht das richtige Wort, aber immerhin gibt es jemanden, bei dem man sich krank melden kann. Bei Selbstständigen sieht es da schon anders aus.


Krank zur Arbeit ist auch keine Lösung, oder?

Mir ging es genau so in der letzten Woche. Von heute auf morgen war ich krank und konnte mich nicht mehr richtig um meine Projekte kümmern. Zum Glück passiert mir so was nicht oft, aber auch schon bei so einem kurzen Ausfall von ein paar Tagen hab ich gemerkt, was das für einen Unterschied macht. E-Mails häufen sich, Deadlines rücken immer näher und Blogartikel warten darauf geschrieben zu werden. Und mit jedem Tag, den ich nicht arbeiten kann, wächst der Stapel und wächst …
Krank zur Arbeit gehen, bringt aber auch nichts. Zumindest für mich ist gerade kreative Arbeit mit dickem Kopf fast unmöglich. Alles dauert doppelt so lange und die Designs sind auch nicht wirklich gut. Das Problem kennst du sicher auch, oder?
Auf der anderen Seite müssen bestimmte Termine einfach eingehalten werden. Also geht es dann doch ins Büro, um wenigstens die ganz, ganz dringenden Aufgaben zu erledigen.
Und das funktioniert auch noch irgendwie, so lange es nur um mich geht. Sollte eines meiner Kinder lange krank werden (vielleicht mit Scharlach oder irgendwas anderem ansteckenden) und ich kann nicht ins Büro, dann hab ich wirklich ein Problem.

Krank als Selbstständiger: Bist du darauf vorbereitet?

Wie die meisten selbstständigen Designer arbeite ich im Wesentlichen alleine. Das heißt, es gibt auch niemanden, der meine Projekte ohne genaue Einweisung übernehmen oder weiterführen kann. Bei einer kurzen Krankheit von ein paar Tagen ist das sicherlich auch noch kein großes Problem, aber was passiert, wenn man über mehrere Wochen ausfällt oder gar ins Krankenhaus muss? Für mich ist das ein ziemlich erschreckender Gedanke.

Es ist also dringend an der Zeit für mich und auch für dich sich mit dem Thema zu beschäftigen. Was kann im schlimmsten Fall passieren? Wie geht es dann mit deinem Design Business weiter? Und wie kannst du dich auf diesen Fall vorbereiten?

  • Problem: Wer kümmert sich um die laufenden Projekte?
    Wenn ich von heute auf morgen krank werde, wäre es wirklich schwierig, meine aktuellen Projekte „weiterzugeben“. Da ich in der Regel alleine arbeite, mache ich mir nur wenig Notizen zu den Projekten und auch mein Ablagesystem auf dem Rechner ist … eigen. (Du würdest nicht glauben, wie chaotisch meine Desktopoberfläche in einem laufenden Auftrag werden kann.) Für mich funktioniert das gut, aber ein Dritter wird sich da ohne Informationen nicht so schnell einarbeiten können.
    In meinem Netzwerk gibt es glücklicherweise viele gute Designer und sicherlich würde ich einen passenden Kreativen finden, der die Jobs übernimmt, aber das Briefing wäre umständlich.
  • Lösung: Eine nachvollziehbare Projektstruktur muss her
    Du brauchst eine vernünftige Projektstruktur! Nicht nur für den Krankheitsfall, sondern generell, weil es dir die Arbeit deutlich erleichtern würde. Ein großer Sammelordner voller Dateien wie „projekt-xyz-final-neu-neu-3.ai“, in den du immer nur alles reinhaust, ist nicht wirklich ein nachvollziehbares System.
  • Problem: Wer kann was in meinem Netzwerk?
    Jeder Selbstständige hat ein Netzwerk, weil es einem die Arbeit ungemein erleichtert. Trotzdem müsste ich ein Weilchen suchen, bis ich in meinem Netzwerk den passenden Designer gefunden habe, der mir genau bei diesem bestimmten Projekt aushelfen kann. (Stichwort: chaotisches Ablagesystem, wenn es schnell gehen muss)
  • Lösung: Vorher nachfragen, wer für dich im Krankheitsfall einspringen kann
    Eine gute Idee wäre es, wenn du einfach mal bei den verschiedenen Kreativen nachfragst, wer genau was macht und wen du im Krankheitsfall fragen kann. Dann hättest du eine Liste mit Notfall-Kontakten und das ist ganz sicher von Vorteil. Außerdem kannst du diese Liste auch im Alltag sehr gut gebrauchen, wenn du eine spezielle Frage hast oder ein Problem auftaucht, zu dem du eine zweite Meinung haben möchtest.
  • Problem: Wie steht es um die Finanzen?
    Als Infografikerin und Illustratorin arbeite ich an einzelnen Projekten. Das heißt, ein Job kommt rein, ich setze ihn um und stelle dann die Rechnung. Wenn ich nicht arbeite, weil ich krank bin, verdiene ich auch kein Geld. So einfach ist das. Du kennst das Problem.
  • Lösung: Du brauchst regelmäßige und planbare Einnahmen
    Nur an laufenden Projekten zu arbeiten ist also keine gute Lösung. Regelmäßige und planbare Einnahmen könnten da weiterhelfen. Beispielsweise könntest du deine Illustrationen drucken lassen und verkaufen, einen Infografik-Zeichenkurs erstellen oder ein E-Book über Selbstständigkeit schreiben und auf deiner Website verkaufen. Noch mehr Ideen findest du in diesem Artikel mit 40 kreative Business Ideen für Kreative und Designer. Über das ganze Thema Freelancer vs. Solopreneur hab ich in diesem Artikel schon ausführlich vorgestellt. Die Einnahmen werden wohl kaum zum Leben reichen, aber sie geben ein wenig mehr Sicherheit.
  • Problem: Gibt es Krankengeld für Selbstständige?
    Die Krankenkasse zahlt erst ab dem 43. Tag Krankengeld, wenn man in den gesetzlichen Kassen versichert ist und Krankengeld als Option gewählt hat. Vorher zahlt der Arbeitgeber. Haha … der bin ich ja selber. Wie es bei privaten Kassen und den ganzen möglichen Zusatzversicherungen ist, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass man erst spät Geld bekommt und darum auf die eigenen Rücklagen angewiesen ist.
  • Lösung: Finanzieller Puffer für mindestens einen Monat
    Sich bei der eigenen Krankenversicherung beraten zu lassen, ist sicher immer ein guter Tipp. Vielleicht gibt es da in den einzelnen Fällen noch Unterstützungsmöglichkeiten. Besser ist es wohl, wenn man selbst vorbeugt und sich einen finanziellen Puffer zulegt.

Fazit: Eine gute Vorbereitung ist alles

Glücklicherweise bin ich nicht oft krank. Trotzdem hab ich mir vorher nie bewusst gemacht, welches Risiko es für mein Business ist, wenn ich langfristig ausfalle und nicht arbeiten kann. Ziemlich kurzsichtig! Als Einzelunternehmer steht und fällt ja alles mit der eigenen Gesundheit.
Wie gehst du mit dem Thema um? Gerade ist ja mal wieder eine Grippewelle unterwegs und überall niesen und husten die Leute.
Hast du dein Unternehmen für den Krankheitsfall vorbereitet? Wenn ja, wie denn? Ich bin gespannt, denn gerade bei dem Thema „Krank als Selbstständiger“ können wir alle jeden Tipp gut gebrauchen.

Der Artikel wurde 2016 das erste Mal veröffentlicht und zuletzt im Oktober 2019 umfassend aktualisiert.
Fotocredit Titelbild: Gudrun Wegener
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